Hümmelchen


Auf Abbildungen ab dem 16. Jahrhundert sind häufig kleine Dudelsäcke mit zwei Bordunpfeifen zu sehen. Michael Praetorius beschreibt 1618 in seiner "Syntagma musicum" eine solche Kleinsackpfeife und bezeichnet sie als Hümmelchen. Dieser Name geht angeblich auf den niederdeutschen Begriff "hummeln" (stutzen, kürzen) zurück. Diese Annahme wird verständlich, wenn man das Hümmelchen mit der Schäferpfeife vergleicht - einer Sackpfeife, die besonders vom 16. bis 18. Jahrhundert in Mitteleuropa sehr beliebt war. Abgesehen vom Größenunterschied sind sich beide Instrumente im Aussehen und in der musikalischen Art sehr ähnlich. Man könnte das Hümmelchen also tatsächlich als eine gestutzte, gekürzte Schäferpfeife bezeichnen. Doch auch eine Verbindung zur Hummel sei gestattet. Bedeutet doch das französische Wort für Bordun "bourdon" unter anderem auch Hummel.
Das Hümmelchen hatte mit großer Wahrscheinlichkeit ein Doppelrohrblatt in der Spielpfeife. Die 1994 im Uelvesbüller Koog an der nordfriesischen Küste gefundene Spielpfeife bestätigt diese Annahme.
Auch die heute wieder gebauten Hümmelchen verwenden ein Doppelrohrblatt in der Spielpfeife. Für die Bordunpfeifen werden je nach Hersteller Einfachrohrblätter oder Doppelrohrblätter verwendet.

Einige Abbildungen aus Österreich weisen darauf hin, dass Kleinsackpfeifen auch hier gebräuchlich waren.

Hauptsächlich seit den 1980er Jahren wird das Hümmelchen wieder gebaut und gerne gespielt, wobei historische Vorbilder (z. B. das von Michael Praetorius beschriebene Instrument) weitgehend berücksichtigt werden.
  • Spielpfeife: zylindrisch, mit Doppelrohrblatt
    Tonumfang: eine None
    (bei C/F Stimmung von c' bis d'')
    kann mit Klappen erweitert werden
    weitgehend chromatisch spielbar (je nach Hersteller)
  • Bordune: Zwei. Zylindrisch mit Einfachrohrblätter oder Doppelrohrblätter
    Meist Quinten- oder Quartenstimmung
Das Hümmelchen ist ein sanft klingender Dudelsack. Die meisten Hersteller bauen es mit Blockflötengriffweise. Es ist besonders für Alte Musik und Hausmusik jeder Art geeignet. Die Möglichkeiten im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten sind vielfältig. Als (einborduniges) Übungsinstrument für Anfänger hat es sich sehr bewährt.

Das Hümmelchen wird auch mit drei oder vier Bordunpfeifen gebaut, jedoch wird es dann meist als Dudey bezeichnet. Die Beschreibung von Praetorius und andere Schriftquellen weisen jedoch darauf hin, dass der Dudey als eine eigene Dudelsackart anzusehen ist, die sich nicht nur durch die Anzahl der Bordune vom Hümmelchen unterscheidet.