Schäferpfeife


Im mitteleuropäischen Raum wurden ab dem frühen 16. Jh. häufig Dudelsäcke mit zwei langen Bordunpfeifen abgebildet. Oft sind sie auf Darstellungen von bäuerlichen Tanzszenen und in den Händen von Hirten zu finden.
Michael Praetorius bezeichnete im Jahre 1618 diesen Sackpfeifentyp in der "Syntagma musicum" als "SchaperPfeiff". Praetorius schreibt einiges über die Stimmung des Instrumentes, aber nichts über Bohrung und Rohrblatt der Spielpfeife. So gibt es heute dazu verschiedene Meinungen.
Interessant ist, dass die SchaperPfeiff bei Praetorius kein Daumenloch besaß, trotzdem den Tonumfang einer None erreichte. Der höchste Ton musste also überblasen werden. Das lässt eine konische Bohrung mit einem Doppelrohrblatt vermuten. Es ist jedoch anzunehmen, dass es, wie die unterschiedlichen Abbildungen auch vermuten lassen, eine große Vielfalt in der Bauart dieser Instrumente gegeben hat. Aus Österreich sind einige Abbildungen dieser Dudelsackart bekannt. Sie lassen vermuten, dass der Schäferpfeifentyp in Österreich bis ins frühe 19. Jh. in Verwendung war.

Hauptsächlich seit den 1970er Jahren wird die Schäferpfeife meist nach alten Abbildungen wieder gebaut und auch gerne gespielt.

Technisch (Bohrung der Pfeifen, Rohrblätter, Griffweise) wird dabei meist die "Cornemuse de Berry" aus Zentralfrankreich als Vorbild genommen. Ein Dudelsacktyp, der sich sehr bewährt hat und musikalisch viele Möglichkeiten bietet.

Die Schäferpfeife stellt sich heute somit folgendermaßen dar:
  • Spielpfeife:
    konisch mit Doppelrohrblatt
    Tonumfang: 1 ½ Oktaven
    (bei G-Stimmung von f' bis c''')
    Großteils chromatisch spielbar
  • Bordune:
    Zwei, zylindrisch mit Einfachrohrblatt
    Meist Oktavestimmung, manchmal Quintenstimmung
Die Bordune stecken meist in einer gemeinsamen Tülle. Manchmal findet man die Variante, wo jeder Bordun in einer eigenen (getrennt eingebundenen) Tülle steckt, wie es auch auf Abbildungen aus Süddeutschland und Österreich öfter zu sehen ist. Gut bewährt hat sich das Hinzufügen einer dritten Bordunpfeife (Grundton der Subdominante, für plagal aufgebaute Melodien). Manche Dudelsackbauer fertigen auch vierbordunige Schäferpfeifen.
Die G-Stimmung ist derzeit am häufigsten.
Die meisten Instrumente werden mundgeblasen gespielt - das Spiel mit Blasebalg hat sich für diesen Dudelsacktyp jedoch gut bewährt.